Leipziger Meuten und Broadway-Gangster - Jugendopposition im Nationalsozialismus
02.05.2014 19:00 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Leipzig war ein Zentrum jugendlicher Opposition: Jenseits von »Hitlerjugend« und »Bund Deutscher Mädel« trafen sich jugendliche Cliquen und lehnten sich gegen den Nationalsozialismus auf. In kleineren Runden hörte man verbotene Radiosender, Streuzettel wurden verteilt, HJ-Heime überfallen. Ab Mitte der 1930er belebten um die 1.500 Mädchen und Jungen, viele aus linkssozialistischem Milieu, das Leipziger Stadtgebiet mit alternativer Jugendkultur. Durch Inhaftierung und massive Repression Ende der 1930er Jahre wurden die Strukturen der sogenannten »Meuten« zerschlagen, jedoch von einer neuen Generation ersetzt, die sich amerikanische Filme zum Vorbild nehmend »Broadway-Gangster« nannten. Ein Wandel weg von Wandergruppen hin zu Tanzsälen, Kinos, Schallplatten und Anzügen. Die im Kino konsumierten Gegenwelten trugen sie auf den Strassen zur Schau: »Das Stückchen vor dem Kino am Kreuz, das war für uns der Broadway.« Im Vortrag über die erste autonome Jugendkultur an Leipziger Beispielen wird - neben erst kürzlich wieder aufgetauchten Fotos - auch auf die Situation der Jugendverbände um 1933 und den Einfluss amerikanischer Filme und Swingmusik auf Jugendliche in den 1940er Jahren eingegangen.
Vortrag im Rahmen des Gedenkbündnisses 'Die Geschichte wach halten!'
Gedenkveranstaltung zum 69. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus
08.05.2014 18:00 Uhr
Mahnmal für die NS-Zwangsarbeiter (zwischen Lokhalle und Bahnhof Westausgang)
Der 8. Mai ist ein Tag des Sieges, der Befreiung, der Freude, aber auch ein Tag der Erinnerung an die Opfer dieses antifaschistischen Freiheitskampfes. Jedes Jahr am 8. Mai organisiert die Göttinger VVN-BdA eine öffentliche Gedenkveranstaltung, um all derer zu erinnern, die in der einen oder anderen Form Widerstand gegen den faschistischen deutschen Terror geleistet haben und damit ihren konkreten Anteil am Niederringen des Nazi-Regimes hatten. Erinnert wird an die Soldat_innen der Anti-Hitler-Koalition, an die Kämpfer_innen der antifaschistischen Partisan_innenbewegung in den von Deutschland besetzten Gebieten und an den illegalen antifaschistischen Widerstand. Gedacht wird auch der Widerstandstätigkeit von NS-Zwangsarbeiter_innen und Kriegsgefangenen, dem bewaffneten Widerstand in den jüdischen Ghettos sowie der Arbeit der illegalen Antifa-Komitees in den Konzentrationslagern. Sie alle kämpften für eine neue Welt, in der nie wieder Platz für faschistische Ideologie oder für deutsches Herrenmenschentum sein sollte. Daher ist es auch uns Verpflichtung, was die befreiten KZ-Häftlinge am 19. April 1945 gemeinsam auf dem Appellplatz schworen: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Veranstaltet von der VVN-BdA Kreisvereinigung Göttingen
Als die Jugendlichen Wilhelm und Franz 1942 im Konzentrationslager Moringen inhaftiert werden, schwören sie sich Freundschaft. Der Terror des Lagers trennt sie. Fünfzig Jahre später schreibt Franz auf dem Sterbebett einen Brief an den einstigen Mithäftling. Was er nicht weiß: Wilhelm ist längst verstorben. Der Brief, der nicht zugestellt werden kann, erweist sich als schweres Erbe für die Söhne der beiden ehemaligen KZ-Insassen. Zwei Männer, die sich vorher nie begegnet sind, beginnen, über die Jugend ihrer Väter in der NS-Zeit zu sprechen.
Das rund einstündige Stück wurde in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Moringen auf Grundlage von Zeitzeugenberichten entwickelt und wirft ein Schlaglicht auf die Ausgrenzungsideologie der nationalsozialistischen Machthaber. Im Anschluss an die Vorstellung wird ein Publikumsgespräch angeboten.
Preis: 10,00 Euro
Kartenreservierung: 0551 / 44771, Online Buchung: www.reservix.de
Einen gebührenfreien Vorverkauf für die Veranstaltung bieten Der Drachenladen sowie das Apex an.
Eine Veranstaltung von stille hunde theaterproduktionen
- Redebeiträge von Frank Möbus und Gabriele Andretta. Musikalisches Rahmenprogramm vom Chor der Albanischule -
Bereits wenige Wochen nach der Machtübertragung an die Nazis kam es im Rahmen der Kampagne „Wider den undeutschen Geist“ zu einer systematisch vorbereiteten Verfolgung jüdischer, marxistischer, demokratischer und antimilitaristischer Schriftsteller. Organisiert und durchgeführt wurde diese Kampagne von der Deutschen Studentenschaft (dem Dachverband aller Studentenausschüsse), wo schon seit Juli 1931 der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) die Mehrheit stellte. Die Kampagne sollte am 12. April mit dem öffentlichen Anschlag von 12 Thesen „Wider den undeutschen Geist“ beginnen und am 10. Mai mit reichsweit durchgeführten, öffentlichen Bücherverbrennungen enden.
In Göttingen begann die Bücherverbrennung mit einer abendlichen Kundgebung vor dem Audimax, wo der neue Nazi-Rektor der Universität, Prof. Friedrich Neumann, die Eröffnungsrede hielt. Anschließend marschierten SA, SS, deutschnationaler Stahlhelm und studentische Verbindungen zum Adolf-Hitler-Platz (dem heutigen Albaniplatz). Dort befand sich bereits ein aus Schriften aufgetürmter Scheiterhaufen, auf dessen Spitze als eine Art Trophäe ein Pappschild mit der Aufschrift „Lenin“ gepflanzt worden war. Unter Hetzsprüchen und Gejohle wurde der papierne Berg in Brand gesetzt. Heute befindet sich am Albaniplatz eine Gedenktafel mit einem Ausspruch Heinrich Heines: „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“
Goldene Aue, Scharzfelder Straße 43, 37431 Bad Lauterberg
- Vortrag von Bernd Langer -
Seit dem I. Weltkrieg existierte im Südharz eine starke linksradikale Bewegung. Ab 1920 stand dafür die KPD in Bad Lauterberg, an deren Spitze Karl Peix stand. Bis zur Machtauslieferung 1933 schafften es die Nazis nicht in der Stadt auch nur einen Aufmarsch durchzusetzen. Als Hitler zum Reichskanzler erklärt wurde gehörte Bad Lauterberg zu den ganz wenigen Orten in denen dagegen gestreikt wurde.
Doch die einfache Schwarz-Weiß-Beschreibung von antifaschistischen Helden unterschlägt die komplizierten Verhältnisse in den Konzentrationslagern. Wurden nach Krämer Schulen, Straßen usw. benannt, fand Karl Peix später kaum noch Erwähnung. Dabei war er zunächst von zentraler Bedeutung für den Widerstand in Buchenwald, verstrickte sich aber zunehmend in Machenschaften mit der SS, Vorwürfe gehen bis hin zu Mord.
Karl Peix kam in das KZ Buchenwald, wo er im entstehenden Krankenrevier mit Walter Krämer, der vormalige Sekretär der KPD-Niedersachsen, eine Widerstandsgruppe bildete. Etwas später stieß Paul Grünewald aus Frankfurt dazu. Karl Peix und Walter Krämer wurden 1941 im Außenlager des KZ Buchenwald in Goslar ermordet – Paul Grünewald überlebte weil er 1940 entlassen worden war. Insbesondere Krämer war in der DDR als „Arzt von Buchenwald“ populär, im Roman „Nackt unter Wölfen“ setzte ihm Bruno Apitz ein literarisches Denkmal.
'Haben wir alles richtig gemacht?“ ist der Titel eines Interviews das Bernd Langer mit Paul Grünewald führte. Im Gespräch berichtet Grünewald mit seltener Offenheit über das Dilemma von notwendiger Zusammenarbeit mit SS-Schergen, Korruption, Geldbeschaffung und politischem Selbstverständnis. Der Vortrag zu dem auf CD erschienenen Interview wird auf die Lebenswege der Handelnden eingehen und die Geschichte des Widerstands erzählen.
Eine Veranstaltung von Die Linke Landkreis Osterode und Antifaschistische Aktion.
Eine Lesung aus Texten der am 10. Mai 1933 verbrannten Literatur, so u.a. aus den Schriften von Erich Mühsam, Ludwig Renn, Erich-Maria Remarque, Theodor Lessing und Stefan Zweig.
Dokumentarfilm von und mit dem Göttinger Filmemacher Uwe Fanelli. Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung 'Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS-Staat'.
Anmeldung erforderlich: Präventionsteam der Polizeiinspektion Göttingen, Tel.: 0551-491-2008/-2306, Email: postfach-praevention@pi-goe.polizei.niedersachsen.de
Gemeindesaal der Ev.-Reformierten Gemeinde, Untere Karspüle 11, Göttingen
Günter Blümel, ehemaliger VHS-Leiter, zeichnet die Geschichte der Volkshochschule Göttingen und darin die Entwicklung der Erwachsenenbildung in unserer Stadt nach. Das liberale Bürgertum ergreift im frühen 19. Jahrhundert die Initiative, die Arbeiterschaft durch Bildung zu befähigen, mit den gestiegenen Anforderungen der zunehmend mechanisierten Wirtschaft zurecht zu kommen: Erste Volkshochschulkurse ab 1904. Zahlreiche jüdische Bürger engagieren sich: Hedwig Steinberg, Werner Rosenthal, Hermann Ebstein. Aber auch die Bildungsarbeit der Nazis spielt eine Rolle.
Günter Blümel/ Wolfgang Natonek: „Das edle Bestreben, der breiten Masse zu nützen“, Universitätsverlag Göttingen (zugänglich unter http://www.sub.uni-goettingen.de)
Veranstaltung der Gesellschaft für christlich-jüdischen Zusammenarbeit
Denkmäler erzählen Geschichte(n) (6. Konferenz zur 'Topografie der Erinnerung in Südniedersachsen')
17.05.2014 10:30 Uhr - 17.05.2014 17:00 Uhr
Duderstadt
Die Konferenz findet in diesem Jahr auf Einladung der Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V. am 17. Mai in Duderstadt statt. Nach der Begrüßung wird am Vormittag ein Stadtrundgang entlang der Denkmäler in der Duderstädter Innenstadt angeboten. Themen von Kurzvorträgen und Diskussion am Nachmittag ist die lokale und regionale Erinnerungsarbeit am Beispiel von Denkmälern/Gedenksteinen und der Wanderausstellung zur NS-Zwangsarbeit in Südniedersachsen.
Anmeldungen bis zum 11.5.2014 an Götz Hütt / Geschichtswerkstatt Duderstadt oder an die KZ-Gedenkstätte Moringen.