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    Polle

    NS-Zwangsarbeit

     

    Wichtigste Einsatzstelle der ausländischen Arbeiter im Raum Polle war die Landwirtschaft sowie teils der Staatsforst. In dieser Auflistung können nur die größeren Lager und 'Arbeitgeber' genannt werden.

    Landwirtschaft und Forst

    Auf der Domäne Heidbrink bei Polle arbeiteten während des Krieges zwangsweise mehr als acht Polen und Russen, bei letzteren handelte es sich um eine vierköpfige Familie. Untergebracht waren sie in den Arbeitshäusern, auch „Polenkaserne“ genannt, in denen vor Kriegsbeginn bereits ausländische Saisonarbeiter gelebt hatten. Ein weiterer größerer ‚Arbeitgeber’ war das Gut Sonnenberg westlich der Ortschaft. Dort lebten und arbeiteten während des Krieges drei polnische Familien; die rund 15 Personen wurden in Baracken beim Vorwerk des Guts untergebracht; auch ein Kind wurde hier geboren. Darüber hinaus waren auf dem Gut ungefähr 20 italienische Saisonarbeiter beschäftigt, die jedoch (ein genauer Zeitpunkt ist unbekannt) freiwillig dort arbeiteten.

    Ein französisches Kriegsgefangenenlager bestand ab 1940/41 im ehemaligen Ritterhof, Hintere Straße (heute eine Grundschule). Über die Anzahl der Insassen gibt es unterschiedliche Angaben, vermutlich waren es bis zu 15-20. Ihr Einsatzgebiet war die lokale und umliegende Landwirtschaft von Polle, Heinsen und Brevörde. Weitere ausländische Zwangsarbeiter, hauptsächlich Polen und Belgier, waren einzeln auf den jeweiligen Höfen untergebracht.

    In den zu Ottenstein gehörenden Dörfern arbeiteten und lebten rund 20-30 Ausländer auf landwirtschaftlichen Höfen. Zunächst waren dies in den Zivilarbeiterstatus überführte polnische Kriegsgefangene sowie PolInnen und einige Ukrainer. In Ottenstein selbst befand sich zudem ein Lager für 15 Serben. Es handelte sich um das ehemalige Synagogengebäude, das aber bereits zuvor als Wohnhaus genutzt worden war; die Insassen mussten 13 Stunden am Tag auf den umliegenden Bauernhöfen arbeiten.

    Im Jahr 1944 bestand zudem ein sowjetisches Kriegsgefangenenlager am Angerweg in Polle, gegenüber dem heutigen Friedhof, dessen rund 50 Insassen in der Landwirtschaft sowie im Staatsforst eingesetzt wurden. Anschließend waren ab 1945 im selben Lager polnische Frauen und Kinder untergebracht. Sie mussten ebenfalls im Forst Zwangsarbeit leisten, die älteren Frauen passten auf die Kinder auf.

    Industrie und Handwerk

    Rund 40 nicht näher bezeichnete aber als zerlumpt in Erinnerung gebliebene Gefangene errichteten 1943 in der Gegend bei Ottenstein und Eichenborn Radaranlagen. Im Saal des Gasthofs Zur Krone in der Marktstraße in Polle wurden zudem für drei Monate im Winter 1944/45 rund 50 italienische Militärinternierte einquartiert. Näheres ist zu ihnen nicht bekannt.

    Der Steinbruch der Norddeutschen Hütte AG südlich von Polle galt als kriegswichtiger Betrieb, der Kalkstein wurde zur Stahlerzeugung im Hochofen Ostlebshausen bei Bremen genutzt. Rund 18 ausländische Arbeiter aus Polen und der Ukraine sowie einer aus Ungarn waren während des Krieges im Betrieb beschäftigt. Sie lebten in einem Lager direkt am Steinbruch. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen scheinen erträglich gewesen zu sein; nicht nur versuchten die Arbeiter nicht, den ihnen gewährten Heimaturlaub zur Flucht zu nutzen, auch die Tatsache, dass ihnen Urlaub gewährt wurde, weist auf eine verhältnismäßig gute Behandlung hin. Nach Kriegsende diente dieses Lager vorübergehende als Unterkunft für befreite polnische Arbeiter, die anschließend in das DP-Lager im Schloss Bevern gebracht wurden, und danach dann als Notunterkunft für Ost-Flüchtlinge.

    In Glesse wurde 1943 der ukrainische Arbeiter Soland von der Gestapo gehängt, da er drei Mitglieder der Familie Schomburg erschlagen hatte. Vorausgegangen war dem ein Streit; der in zerrissenen Klamotten herumlaufende Soland wollte sich mit einem gerade erhaltenen Bezugsschein einen Anzug kaufen, sein Arbeitgeber Schomburg ihm aber hierfür nicht freigeben. Bei der Hinrichtung waren mehrere Schaulustige zugegen, z.T. auch Jugendliche und Kinder; ebenso lokale Zwangsarbeiter, die zur Abschreckung mit dabei sein mussten.

     

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