Die Geschichte des Ghettos von Białystok und das Massaker vom 27. Juni 1941
02.12.2015 19:00 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Die Stadt Białystok war, neben Łódź und Warschau, ein bedeutendes Zentrum jüdischen Lebens in Polen. Über die Hälfte der Bevölkerung von Białystok waren Jüdinnen und Juden, der Ort ein Schmelztiegel kulturellen Lebens in Polen.
Als Deutschland 1939 Polen überfiel, lag Białystok in dem vom Hitler-Stalin-Pakt festgelegten Teil Polens, der von der Sowjetunion besetzt wurde. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 war Białystok eine der ersten Städte, die die Deutschen einnahmen. Am 27. Juni 1941 verübten Wehrmachts- und Polizeieinheiten gemeinsam ein Massaker an der jüdischen Bevölkerung Białystoks bei dem mehr als 1.000 Menschen ermordet wurden. Dieser Tag kann als exemplarisch gelten für Verhältnisse und Prinzipien, die sowohl die Shoah, als auch den Vernichtungskrieg erst ermöglichten. Der Vortrag möchte zum einen die Geschichte der Stadt Białystok und ihrer Bevölkerung vorstellen und einführend die sozialen Mechanismen hervorheben, die das Massaker ermöglichten.
Veranstaltet von OLAfA (Offene Linke — Alles für Alle) im Rahmen des Göttinger Bündnisses '27. Januar'
Die nationalsozialistischen Konzentrationslager im letzten Kriegsjahr
07.12.2015 20:00 Uhr
Wallstein Verlag, Geiststraße 11, Göttingen
- Buchvorstellung mit anschließender Diskussion -
Die Historiker Stefan Hördler (Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora) und Jens-Christian Wagner (Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) stellen ihre neuen Publikationen zur Geschichte des KZ-Systems im letzten Kriegsjahr zur Diskussion. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen Politik und Ökonomie sowie zwischen Chaos und Rationalisierung.
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Kooperation mit dem Wallstein Verlag, im Rahmen des Göttinger Bündnisses '27. Januar'
Das KZ Ozarichi bei Minsk — ein Todeslager der Wehrmacht
10.12.2015 19:30 Uhr
Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde, Angerstr. 14 , Göttingen
- Vortrag und Film -
Im Frühjahr 1944 verschleppte die Deutsche Wehrmacht fast 50.000 Zivilisten in improvisierte Lager bei dem weißrussischen Ort Ozarichi. Als die Rote Armee diese Menschen befreite, waren ca. 9.000 von ihnen an den barbarischen Bedingungen gestorben oder ermordet worden. Die Einrichtung dieser Todeslager gilt als das größte Einzelverbrechen der Wehrmacht. Weitgehend unbekannt geblieben ist, dass dabei der Göttinger General Friedrich Hoßbach eine federführende Rolle innehatte. Unter der Leitung von Christoph Rass entstand 2006 die Dokumentation „Ozarichi 1944 — Spuren eines Kriegsverbrechens“. Einer seiner Mitarbeiter war Aliaksandr Dalhouski. Er wird über die Entstehungsgeschichte dieses Films und seine aktuelle Arbeit bei der Geschichtswerkstatt Minsk berichten.
Veranstaltet durch VVN-BdA und Projektwerkstatt „Spurensuche“ Hoher Hagen im Rahmen des Göttinger Bündnisses '27. Januar'
Bruno Jung — Göttinger Ehrenbürgermeister und Schreibtischtäter in Luxemburg
11.12.2015 19:30 Uhr
ver.di-Geschäftsstelle, Groner-Tor Straße 32, Göttingen
- Vortrag und Diskussion -
Der Vortrag zeichnet bereits bekannte und neue Daten aus Jungs Karriere in der NS-Zeit nach. Seine Tätigkeit am Schreibtisch im annektierten Luxemburg hatte für viele tödliche Folgen.
Jung war Oberbürgermeister Göttingens von 1926 bis April 1938. In den Jahren 1940 / 1941 arbeitete er als Justiziar beim nationalsozialistisch ausgerichteten Stalling-Verlag, zwischen 1941 und 1944 war er Landrat im Kreis Esch-sur-Alzette in Luxemburg.
Dort zeichnete Jung als Vertreter der Zivilverwaltung im Kreis Esch verantwortlich für die Zwangsrekrutierung junger Luxemburger Männer in die Wehrmacht und Zwangsdienst für junge Luxemburgerinnen im „Reich“. Gegen die Einführung der Zwangsrekrutierung 1942 streikten landesweit ArbeiterInnen großer Fabriken. Der Streik wurde durch standrechtliche Erschießungen niedergeschlagen. Insgesamt entzogen sich rund 40% dem Zwangskriegsdienst, obwohl oft ihre ganze Familie als Repressionsstrafe deportiert wurde. „Refraktäre“ wurden im Land versteckt, z.T. in Bergwerken, oder flohen ins Ausland, wo sich viele dem Widerstand oder offizieller Armee anschlossen, um gegen die Naziherrschaft zu kämpfen. Gefangene Refraktäre wurden in KZs verschleppt, wo viele starben. Nicht zuletzt aufgrund der Zwangsrekrutierung erlitt das kleine Land in Westeuropa die zweithöchste Opferzahl im Verhältnis zur Einwohnerzahl.
Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte: hinterfragen – erforschen – aufklären e.V. in Kooperation mit ver.di Göttingen, im Rahmen des Göttinger Bündnisses '27. Januar'
Treffpunkt: KZ-Gedenkstätte Moringen, Lange Straße 58
Bereits im April 1933 auf dem Gelände und in den Gebäuden des Werk- und Arbeitshaus Moringen eröffnet, war das Männer-KZ Moringen eines der ersten Konzentrationslager des nationalsozialistischen Staates. Eingerichtet, um die Opposition handlungsunfähig zu machen und politischen Widerstand im Keim zu ersticken, waren hier bis November 1933 etwa 1000 oppositionell oder antifaschistisch eingestellte Männer inhaftiert. Mit dem Männer-KZ beginnt in Moringen eine insgesamt zehnjährige Geschichte nationalsozialistischer Konzentrationslager.
Nähere Informationen und Anmeldung: 05554-2520, info@gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltung der KZ-Gedenkstätte Moringen im Rahmen des Göttinger Bündnisses '27. Januar'
„Mutter war besser als Du, sie war nicht so weibisch wie Du“ — Scham & Geschlecht in Auseinandersetzungen von Nachkommen nationalsozialistischer Täter_innen
- Vortrag und Diskussion mit Dr. Konstanze Hanitzsch -
Die Gender- und Literaturwissenschaftlerin Konstanze Hanitzsch, Forschungskoordinatorin des Göttinger Zentrums für Geschlechterforschung und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Göttingen, ist Autorin des Buches „Deutsche Scham. Gender. Medien. Täterkinder“. Darin analysiert sie Texte und Dokumentarfilme von Nachkommen nationalsozialistischer TäterInnen im Hinblick auf die Bedeutung von Scham und geschlechtlichen Codierungen. In der Veranstaltung soll über dieses Buch gesprochen werden. Darüber hinaus möchte dieser Abend an die Lesung mit Niklas Frank aus dem letzten Zyklus des 27. Januar Bündnisses anknüpfen und hier eine kritische Diskussion von Franks Texten ermöglichen. Hanitzsch analysiert dessen Auseinandersetzung mit dem in Nürnberg hingerichteten Kriegsverbrecher Hans Frank vor dem Hintergrund der Verbindung von Scham und Geschlecht.
Veranstaltet von der Gruppe f*act — feminist action