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Uslar

Politischer Widerstand und Verfolgung

Aufgrund ihrer Lage im durchgängig bewaldeten Solling war in der Uslarer Region die holzverarbeitende Industrie und damit die Arbeiterschaft vorherrschend und fest verankert, zumal dieser Industriezweig von der Wirtschaftskrise seit 1929 nur wenig betroffen war.

Ein organisierter Widerstand nach 1933 (wie beispielsweise in Hann. Münden und Bad Lauterberg) ist für Uslar zwar nicht bekannt, Beispiele von politisch motivierter Opposition und Verfolgung finden sich aber auch hier. So wurden ab März 1933 mehrere sozialdemokratische und kommunistische Funktionäre verhaftet und Otto Kreikemeier zusammen mit drei weitere KPD-Mitgliedern im frühen KZ Moringen inhaftiert. Im September des Jahres wurde nach einem ausufernden Gespräch der Gewerkschaftler Hugo Winkler gefesselt hinter einem Auto durch Uslar gezerrt.

Jüdisches Leben und Verfolgung

Jüdisches Leben und Kultur hat in Uslar eine Jahrhunderte lange Tradition. Eine erste Erwähnung für die Niederlassung eines Juden ist für das Jahr 1403 belegt, eine zweite für 1409. Im Jahr 1843 wurde die lokale jüdische Gemeinschaft Teil des Synagogenverbandes Bodenfelde – Uslar – Lippoldsberg, dessen Mittelpunkt die Synagoge in Bodenfelde darstellte. Der Betsaal der 1887 gegründeten Filialgemeinde Uslar (durch Zuzüge mittlerweile größer als die Hauptgemeinde in Bodenfelde) befand sich seit Anfang der 1920er Jahre im Hinterhaus des Modekaufhauses Kahlberg in der Mauerstraße. Die Uslarer Juden waren angesehene Bürger und in die städtische Gemeinschaft wie das Vereinsleben vollkommen integriert. Stellvertretender Bürgermeister der Stadt von 1918 bis 1923 war der jüdische Kaufmann Selig Katzenstein.

Zu Beginn des NS-Regimes Anfang 1933 hatte die Stadt Uslar 24 jüdische Einwohner. Seit dem Frühjahr waren sie Repressionen und öffentlichen Demütigungen ausgesetzt. In der lokalen Zeitung erschienen Hetzartikel, ihre Geschäfte litten aufgrund von Boykottmaßnahmen, bei denen Kunden am Einkaufen „bei den Juden“ gehindert wurden. Erste große antisemitische Kundgebungen fanden 1935 statt. Entsprechende Schilder wurden am Uslar Rathaus und den Ortseingängen angebracht, kurz darauf auch in Volpriehausen. Durch die umliegenden Dörfer wie Volpriehausen und Bollensen zogen regelmäßig jüdische Händler aus Uslar, Bodenfelde, Bovenden und Adelebsen. Seit der Mitte der 1930er Jahre wurde der ambulante Handel für sie aber zu gefährlich.

Nachdem die letzten jüdischen Bewohner aus der Stadt Uslar fortgezogen bzw. geflüchtet waren, endete 1939 auch hier die Geschichte jüdischen Lebens. Insgesamt kamen in diesen Jahren zehn ursprünglich aus Uslar stammende Juden in Konzentrationslagern ums Leben oder wurden in den Selbstmord getrieben. Andere hatten einem solchen Ende rechtzeitig durch Emigration oder Untertauchen entkommen können. So floh Gertrud Birnbaum aus Uslar und überlebte in wechselnden Verstecken. Auch die Witwe des Pastors aus Fürstenhagen, Mitglied der „Bekennenden Kirche“, bot einer Jüdin seit 1941 Unterschlupf im Pfarrhaus. Als sie drohte entdeckt zu werden, konnte sie diese zu Freunden weitervermitteln.

Gertrud Birnbaum kehrte nach Kriegsende nach Uslar zurück. Ihr früherer Arbeitgeber, der Apotheker Welter, stellte sie 1946 wieder in der Ratsapotheke ein. Hans Kahlberg überlebte die Flucht nach Italien sowie die Konzentrationslager Auschwitz und Mauthausen. Er eröffnete 1950 in Uslar das Modekaufhaus seines Vaters wieder. Aus Krankheitsgründen musste er das Geschäft allerdings schon 1964 wieder schließen.

 

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