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    NS-Zwangsarbeit

     

    ZwangsarbeiterInnen wurden in den Ortsteilen Gleichens flächendeckend – der wirtschaftlichen Struktur entsprechend – in der Landwirtschaft eingesetzt und auf den einzelnen Höfen untergebracht. An dieser Stelle kann nur ein Überblick über die größeren Einsatzstellen gegeben werden.

    Ab spätestens 1940 arbeiteten mindestens 70 polnische Zwangsarbeiter – darunter auch Kriegsgefangene, die später in den Zivilarbeiterstatus überführt wurden – auf der Domäne Reinhausen und waren in betriebseigenen Arbeiterwohnungen untergebracht. Von diesem Einsatzort sind Misshandlungen bekannt.

    Auf dem Klostergut Diemarden lebten mindestens 20 polnische und russische Zivilarbeiter. Ein größerer ‚Arbeitgeber’ in Kerstlingerode war der landwirtschaftliche Betrieb Eberwien mit elf polnischen und sowjetischen Arbeitern. Vereinzelt wurden Zwangsarbeiter auch in Handwerksbetrieben eingesetzt, wie der dortigen Schmiede. 12 hauptsächlich polnische Zivilarbeiter wurden im Betrieb Kerl in Wöllmarshausen beschäftigt. Bis 1940 kamen polnische Kriegsgefangene und Zivilarbeiter, die in der Landwirtschaft in Wöllmarshausen eingesetzt wurden, im Saal der Gastwirtschaft Seebode in Sattenhausen unter. Auch das Rittergut in Sattenhausen und die Domäne Himmigerode brachten ‚ihre’ polnischen ZivilarbeiterInnen (ca. zehn bzw. mindestens 20 Polen) auf dem eigenen Gelände unter.

    Zwei größere Einsatzstätten in Klein Lengden waren die Höfe Christmann (rund zehn Personen unterschiedlicher Nation) und Schlote; bei letzterem lebten und arbeiteten 14 hauptächlich polnische und russische ZivilarbeiterInnen. Auch das Untergut (niederländische und polnische Arbeiter, darunter Familien mit Kindern) und das Obergut Appenrode, das Rittergut Rittmarshausen (rund zehn Polen), das Bremker Rittergut Sennickerode sowie das Rittergut Riekenrode und die Domäne Himmigerode bei Sattenhausen, ein Hof in Elbickerode und das Gut Vogelsang brachten ‚ihre’ polnischen und russischen Zwangsarbeiter auf den eigenen Grundstücken unter.

    Darüber hinaus wurden Zwangsarbeiter bei der Gartetalbahn (Göttinger Kleinbahn-Actien-Gesellschaft) beschäftigt, bei der das Land Preußen, die Provinz Hannover sowie Stadt und Landkreis Göttingen Gesellschafter waren und in deren Vorstand mehrere öffentliche Personen wie regionale Bürgermeister saßen. 1940/41 unterhielt die AG ein Zivilarbeiterlager in Diemarden. Insgesamt 30-35 belgische, slowenische und sowjetische Personen waren dort für Entlade-Arbeiten zuständig.

    Auch die Steinsmühle der Brüder Rohrmann in Klein Lengden konnte ihren Betrieb nach Kriegsbeginn nur dank mehrerer Zwangsarbeiter aufrechterhalten. Die mindestens 15 polnischen und sowjetischen ZivilarbeiterInnen waren ab 1940 direkt in der Steinsmühle untergebracht. Misshandlungen sind überliefert.

    Die Lebensumstände der Zwangsarbeiter hingen sehr vom jeweiligen ‚Arbeitgeber’ ab. So herrschten auf dem Obergut Appenrode in Bremke geradezu katastrophale Zustände, die ausländischen Arbeiter konnten vor Unterernährung kaum arbeiten. Misshandlungen von Zwangsarbeitern kamen nachweislich häufiger auf der Domäne Niedeck bei Groß Lengden vor, ebenso auf der Domäne Reinhausen und dem Klostergut Diemarden; der Pächter des letzteren wurde nach Kriegsende an Polen ausgeliefert. Am schlimmsten zeigte sich die Situation jedoch auf der Domäne Himmigerode in Sattenhausen.

    Darüber hinaus drohte bei kleinstem ‚Vergehen’ eine – zeitweise – Internierung in einem Gefängnis oder gar Arbeitserziehungslager (AEL). In den Lagern herrschte ein strenges Arbeitsregime, Schwerstarbeit und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Ein bei der Bäckerei Sohl in Benniehausen beschäftigter niederländischer Zwangsarbeiter wurde im September 1944 zu 2 ½ Jahren Zuchthaus in Celle verurteilt. Er hatte Brotmarken gestohlen und an weitere Ausländer verteilt. Erst im Juli 1945 wurde er auf Veranlassung der britischen Militärbehörde wieder entlassen. Der in Kerstlingerode beschäftigte Pole Slodowy starb 1943 im AEL Lahde, ein weiterer polnischer Landarbeiter aus der heutigen Gemeinde Gleichen wurde 1944 ebenfalls dort inhaftiert. Fünf in den umliegenden Ortschaften beschäftigte ausländische Frauen wurden 1943/44 nach einer Haftstrafe im Göttinger Gefängnis in das AEL Watenstedt überführt.

     

     

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