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    Samtgemeinde Dransfeld

     

    Politischer Widerstand und Verfolgung

    Teils wurden in Dransfeld, Niemetal, Varlosen, Ossenfeld und Scheden noch in den ersten Jahren des NS-Regimes antifaschistische Schriften aus Kassel und Hann. Münden verbreitet sowie Spenden für politisch Verfolgte gesammelt.

    Jüdisches Leben und Verfolgung

    Jüdisches Leben und Kultur hat in Dransfeld eine Jahrhunderte lange Tradition. Die Ersterwähnung einer jüdischen Person im Ort ist für das Jahr 1398 belegt. Nächste Belege finden sich allerdings erst wieder im 17. Jahrhundert. Der Friedhof der Gemeinde befindet sich seit Beginn des 18. Jahrhunderts am Dransberg. Ab 1770 wurden Gottesdienste in einem Betraum in der Langen Straße und später im Gemeindehaus in der Gerlandstraße abgehalten, wo sich auch eine jüdische Elementarschule befand; einen jüdischen Lehrer gab es ab der Jahrhundertwende. Eine eigenes Synagogengebäude konnte die Gemeinde 1837 schließlich gegenüber in der Gerlandstraße 7 einweihen.

    Für das 17. / 18. Jahrhundert sind einzelne jüdische Einwohner auch in umliegenden Orten wie Jühnde, Imbsen und Löwenhagen belegt. Darüber hinaus fuhren jüdische Kaufleute aus Dransfeld durch die umliegenden Dörfer. In den Jahren 1843-1878 existierte außerdem in Dankelshausen eine kleine Synagogengemeinde, der auch die jüdischen Einwohner aus Mielenhausen (Hann. Münden) und Oberscheden angeschlossen waren. Die Synagoge sowie der Friedhof östlich von Dankelshausen wurden vermutlich um 1770 errichtet. Etwa hundert Jahre später wurde der Ort an die Synagogengemeinde Dransfeld angeschlossen. Auch die jüdischen Einwohner Güntersens (Adelebsen) wandten sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Dransfeld.

    Dransfelder und Dankelshausener Juden waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts sogar im lokalen Bürgervorsteherkollegium vertreten und auch sonst vollständig in die Gesellschaft integriert – wenn auch 1893 im Zuge der aufkommenden völkischen Bewegung eine antisemitische Veranstaltung in Dransfeld stattfand und in der Weimarer Republik in den Jahren 1924 und 1931 der jüdische Friedhof geschändet wurde.

    In der Zeit des NS-Regimes hatten auch die rund 40 jüdischen Einwohner der Stadt Dransfeld mit Repressalien und Diffamierungen zu kämpfen. Viele zogen in den ersten Jahren weg oder emigrierten (z.B. nach Mexiko, in die Niederlande und die USA). Zum ersten Mal bereits Mitte der 1930er Jahre und auch wieder im sogenannten Novemberpogrom 1938 wurden die Fenster der Familie Dannenberg eingeworfen. Das Inventar der Synagoge wurde verbrannt, die Thorarolle hat laut Überlieferung aber gerettet werden können. Das Synagogengebäude selbst blieb allein aufgrund der dichten Fachwerkbebauung in der Straße und der damit verbundenen Gefahr, dass ein Feuer auf die umliegenden Gebäude übergreifen würde, erhalten. Ernst Löwenheim beging 1938 aus Verzweiflung Selbstmord. Mit den südniedersachsenweiten Deportationen 1942 erlosch schließlich auch in Dransfeld eine Jahrhunderte alte jüdische Geschichte. Die Familien Mosenthal und Simon wurden im März über Hildesheim und Ahlem (Hannover) in das Warschauer Ghetto überführt. Der letzte Gemeindevorsteher Jacob Isenberg hatte bereits 1940 in ein jüdisches Altenheim in Hannover ziehen müssen und kam 1942 von dort über Theresienstadt nach Minsk. Als letzte wurde Betty Schoen Anfang 1944 nach Theresienstadt gebracht; vermutlich hatte sie bis dahin die Tatsache vor einer Deportation gerettet, dass sie in einer sogenannten „Mischehe“ lebte. Mindestens die Hälfte der 1933 in Dransfeld lebenden Juden kam während des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern ums Leben, die übrigen hatten rechtzeitig ins sichere Ausland emigrieren können.

    Nach 1945 kehrte keiner der ehemals verfolgten jüdischen Einwohner nach Dransfeld zurück. Das Gebäude der ehm. Synagoge diente in den Jahren 1951-1975 als katholische Kirche; heute befindet sich dort ein Handwerksbetrieb.

     

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