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Hardegsen

NS-Zwangsarbeit

Zwangsarbeit war während des Zweiten Weltkrieges in allen Orten der Region allgegenwärtig, so auch in der heutigen Gemeinde Hardegsen. Der nachfolgende Text kann nur eine erste Übersicht geben.

Landwirtschaft und Forst

Ein Einsatzgebiet von ausländischen Zivilarbeitern und Kriegsgefangenen in der Gemeinde war der landwirtschaftliche Sektor; zudem ist die Region von der Forst- und Holzwirtschaft geprägt. Diese Arbeit war für den Einsatz von Kriegsgefangenen (außer Offizieren) mit der Genfer Konvention vereinbar. Um diese umgehen zu können und den Einsatz von Kriegsgefangenen in weiteren Bereichen zu ermöglichen, wurden viele in einen Zivilarbeiterstatus überführt bzw. wurde die Konvention schlicht ignoriert.  

Ab 1940 waren in Gladebeck Kriegsgefangene (1940-1942 16 Belgier, danach 28 Franzosen; letztere 1943 in den Zivilarbeiterstatus überführt) untergebracht. Auch im umliegenden Forst und in der örtlichen Landwirtschaft wurden Kriegsgefangene und zivile „Ostarbeiter“ beschäftigt.

Im Zeitraum 1941 bis 1944 bestand darüber hinaus in Espol ein Lager mit 10 Serben, deren Status und Einsatzort nicht näher bekannt sind.

Industrie und Handwerk

Für die Portland-Zementwerken in Hardegsen mussten während des Krieges u.a. Häftlinge aus dem Jugend-KZ Moringen täglich elf Stunden arbeiten. „Ich mußte die Böden der Zementtüten falzen; verlangt wurden 100 Stück in der Stunde, 1.000 am Tag, das normale Pensum. In einem großen Kessel im Nebenraum wurde Kleister gekocht. Der bestand aus Mehl, mit chemischen Zusätzen. Manche Jungen haben das Zeug vor Hunger gegessen.“ (1) Neben dieser Arbeit, die im Konzentrationslager verrichtet wurde, arbeiteten Jugendliche auch direkt beim Zementwerk; dabei kamen neben der langen Arbeitszeit noch die täglichen Fahrzeiten von und nach Moringen hinzu.

Heeresmunitionsanstalt und Öffentlicher Sektor

Ein weiterer ‚Arbeitgeber’ im Ort war die lokale Zweigstelle der Heeresmunitionsanstalt Lenglern (Bovenden). Im Jahr 1940 wurde in Hardegsen ein Zwischenlager für Munitionskisten und Bombenteile errichtet, das sogenannte Lager „Steinbreite“. Beim Bau des Lagers sowie im späteren Betrieb wurden Kriegsgefangene eingesetzt. Während der Bauarbeiten kamen sie im Steneberghaus bei der Kirche unter. Nach der Inbetriebnahme des Lagers 1941 lebten die dort beschäftigten Kriegsgefangenen in einer Baracke auf dem Gelände. Es handelte sich v.a. um polnische, französische und sowjetische Gefangene. Nach dem Krieg kamen in der Baracke zunächst Flüchtlinge unter, die Lagerräume wurden später vom Straßenbauamt genutzt. Im Jahr 1963 wurde die Wohnbaracke abgerissen.

Darüber hinaus war der öffentliche Sektor auf den Einsatz ‚billiger Arbeitskräfte’ angewiesen.

Die Lebensverhältnisse der zivilen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen waren hart, u.a. mangelte es in den Lagern häufig an Essen. Als im Juli 1941 ein Mann aus Hardegsen eine tote Gans über den Zaun eines Kriegsgefangenenlagers warf, wurde er denunziert und zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Vermutlich war dies der willkommene Anlass, ihn als Regimekritiker belangen zu können.

(1) So der ehemalige Häftling des Jugend-KZ Moringen Friedrich Axt, zitiert nach Sedlaczek, Dietmar, in: Zimmermann 2007, hier S. 171 f.

 

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