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Bad Lauterberg im Harz

Politischer Widerstand und Verfolgung

Bad Lauterberg galt auch Anfang 1933 noch als eine „Hochburg der Kommunistischen Partei“. Der politische Widerstand der KPD wurde nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 weiter aufrechterhalten, nun allerdings im Untergrund. Noch bis Juli des Jahres erschien die Wochenzeitung der KPD-Ortsgruppe, der „Rote Sender“.

Der „Rote Sender“, Nr. 14 vom 5. Nov. 1932, Seiten 1, 6 und 8 (Stadtarchiv Bad Lauterberg)

 

   

   

Groß angelegte Razzien erfolgten 1933 in Bad Lauterberg und den umliegenden Dörfern. Allein in der Kernstadt wurden nachweislich 53 Personen durch Polizei und Hilfspolizei (SA und SS) verhaftet und zu Gefängnis- bzw. Zuchthausstrafen verurteilt und / oder in KZ überführt, darunter häufig das frühe KZ Moringen. So auch am 10. März 1933 die kommunistische Studentin Hannah Vogt, die zunächst in das Zuchthaus Osterode, etwas später dann in das KZ Moringen überwiesen wurde.

Ende Oktober 1933 wurde auch der KPD-Funktionär Karl Peix verhaftet. Im Anschluss an seine Inhaftierung durchlief er die Konzentrationslager Lichtenburg, Buchenwald sowie das KZ-Außenlager in Hahndorf bei Goslar, wo er 1941 nach nur drei Tagen ermordet wurde. Drei weitere politische Häftlinge aus dem Raum Bad Lauterberg starben nachweislich in Konzentrationslagern: Karl Pape 1943 im Häftlingskrankenbau des KZ Stutthof, Bruno Maue 1939 im KZ Sachsenhausen und Adolf Jahn aus Bartolfelde 1937 im KZ Bögermoor. Otto Bockelmann überlebte die Haft im KZ Esterwegen, starb aber noch im Jahr 1943 infolge dessen.

Jüdisches Leben und Verfolgung

In der Zeit des NS-Herrschaft lebte zunächst noch die jüdische Familie Pelz in Bad Lauterberg. Sie besaß ein Schuhgeschäft in der Hauptstraße 166 (das Haus wurde 1996 abgerissen). Im Juli 1937 verzog Clara Pelz nach Nordhausen (Thüringen), ihr Ehemann Max und die 1923 geborene Tochter Hannelore folgten ihr im Monat darauf nach. Nach der Pogromnacht im November 1938 flüchtete Max nach Brüssel und wurde später vermutlich von Frankreich aus nach Auschwitz deportiert, wo er umkam. Der weitere Weg seiner Frau ist nicht bekannt, die Tochter hat die Verfolgung überlebt, wanderte nach Israel aus und trug 1963 den Nachnamen Rebensaft.

Für drei Monate im Jahr 1935 lebte auch die ebenfalls dreiköpfige Familie Rothgiesser aus Hannover in Bad Lauterberg. Nachdem sie im Sommer desselben Jahres zurück nach Hannover zog, verliert sich ihre Spur jedoch.

Zwangssterilisation

Abtreibungen waren innerhalb der nationalsozialistischen Gesellschaft strengstens untersagt, jedoch bei „Ostarbeiterinnen“ – die als „minderwertig“ angesehen, zugleich aber als uneingeschränkt einsatzfähige Arbeitskraft gebraucht wurden – in den letzten Kriegsjahren legalisiert und sogar erwünscht. Schriftliche Quellen zu Bad Lauterberg sind diesbezüglich nicht überliefert. Die Ukrainerin Lydia Gauding, damals als Zwangsarbeiterin in Lauenförde (Landkreis Holzminden), berichtet jedoch von ihrer Überstellung nach Bad Lauterberg. Dank der Hilfe des dort für sie zuständigen russischen Arztes („‚Sie treiben dir nicht nur das Kind ab, sie machen auch eine Totaloperation mit dir. Du wirst dann nie wieder Kinder kriegen können’“ (1)) sei ihr diese ‚Behandlung’ letztlich aber erspart geblieben.

(1) Lydia Gauding: Meine Erinnerungen und mein Schicksal als russische Zwangsarbeiterin in Lauenförde, in: Creydt, Detlef: Zwangsarbeit, Bd. 3, S. 231-234, hier 234.

 

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