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    Moringen

     

    Jüdisches Leben und Verfolgung

    Für Ende des 16. Jahrhunderts ist die Anwesenheit einzelner Juden in Moringen belegt, Mitte des 18. Jahrhunderts begann hier eine dauerhafte Niederlassung jüdischer Familien. Ein Friedhof befindet sich seither am Hagenberg. Trotzdem sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts rund 5% der Einwohner ausmachten, wurden ihnen Ansiedlung und Handelskonzessionen erschwert; unter den christlichen Kaufleuten herrschte ein Konkurrenzdenken. Die jüdische Gemeinde konnte im Jahr 1838 ein eigenes Synagogengebäude im (heutigen) Schneehof 1 einweihen. Nachdem auch in der vorherigen Zeit meist ein Religionslehrer im Ort lebte, bestand von 1854 bis 1921 eine jüdische Elementarschule.

    Im Juni 1933 hatte Moringen 21 jüdische Einwohner. Die Mehrzahl von ihnen zog bis 1938 fort, 1937/38 verkaufte die Gemeinde deshalb das Synagogengebäude. Es wurde (und wird) seither als privates Wohnhaus genutzt und überstand deshalb die Pogromnacht im November 1938 zumindest äußerlich unbeschadet. Übergriffe, auch auf Personen, hat es allerdings gegeben, und bereits im Jahr 1936 waren zwei Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof umgestoßen worden. Anfang 1939 zogen zwei jüdische Einwohner nach Hannover, und mit den südniedersachsenweiten Deportationen drei Jahre darauf, im Jahr 1942, endete das jüdische Leben in Moringen. Die letzte noch in Moringen lebende jüdische Familie war die Familie Rothschild in der heutigen Neuen Straße 7. Willi Rothschild musste 1940 nach dem Berufsverbot für Juden Zwangsarbeit im Straßenbau verrichten. Im März 1942 wurde die dreiköpfige Familie über Hildesheim und Hannover nach Warschau transportiert, die ältere Verwandte Sara Rothschild über Hannover schließlich im Juli des Jahres nach Theresienstadt, wo sie 1944 starb. Nur von drei der bis 1938 in andere Städte Verzogenen ist bekannt, dass sie ins sichere Ausland emigrieren konnten. Nach Kriegsende kehrte keiner von ihnen zurück.

    Während des NS-Regimes waren in den Moringer Konzentrationslagern allerdings – aus unterschiedlichen Gründen – auch jüdische Personen inhaftiert, so beispielsweise im Frauen-KZ als sogenannte Remigrantinnen oder „Rassenschänderinnen“. Im Frauen-KZ waren sie außerdem zumindest in den späteren Jahren in einem gesonderten „Judensaal“ untergebracht.

    Zwangssterilisation

    Mehrere Männer und Frauen aus dem Landeswerkhaus sowie mindestens ein Häftling des Frauen- und 22 des Jugend-KZ Moringen wurden auf Antrag des in Moringen ansässigen Arztes Dr. Wolter-Pecksen - zugleich Vertragsarzt des Werkhauses und 'Lagerarzt' in den Konzentrationslagern - beim Erbgesundheitsgericht Göttingen im dortigen Universitätsklinikum zwangssterilisiert. Unter ihnen befand sich ein im Landeswerkhaus internierter Arbeiter, der vermeintlich wegen „chronischen Alkoholismus’“ zahlreiche Straftaten begangen und seine Familie habe verwahrlosen lassen, auch sei er „arbeitsscheu“. Im März 1935 wurde er sterilisiert.

     

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