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Samtgemeinde Stadtoldendorf

NS-Zwangsarbeit

Nach Kriegsbeginn befanden sich zahlreiche ausländische Arbeiter in den zur Samtgemeinde Stadtoldendorf gehörenden Ortschaften – erst noch relativ freiwillig, später gezwungenermaßen. Zu Beginn waren dies hauptsächlich Belgier und zum Teil Polen, später „Ostarbeiter“. Sie wurden vor allem in lokalen Steinbrüchen, im Forst und im (industriellen) Handwerk beschäftigt, wobei die jeweiligen Lebens- und Arbeitsbedingungen sehr unterschiedlich waren, insofern sie heute überhaupt beurteilt werden können. In dieser Auflistung können nur die größeren ‚Arbeitgeber’ und Lager genannt werden.

Industrie und Handwerk

Ab September 1940 waren in Stadtoldendorf BelgierInnen, zum Großteil Flamen, eingesetzt. Gemessen daran, dass niemand von ihnen flüchtete und alle aus dem ihnen gewährten Heimaturlaub zurückkehrten, scheinen für sie die Arbeits- und Lebensbedingungen verhältnismäßig gut gewesen zu sein. Die Männer waren zunächst in der alten Lohmühle, Hooptal, untergebracht. Im Herbst 1943 wurden sie zusammen mit anderen Ausländern, die v.a. in den Steinbrüchen und der Gipsindustrie arbeiteten (insgesamt waren es 116), in das neue städtische Lager am Krankenhaus umgesiedelt.

Unter den Belgiern befanden sich auch einige weibliche Beschäftigte der Weberei Kübler, die privat in Mietwohnungen ihres 'Arbeitgebers' unterkamen. Die Mehrzahl der ausländischen Webereiarbeiterinnen jedoch stammte aus der damaligen Sowjetunion bzw. Polen und lebte in einem betriebseigenen Lager zwischen der Deenser Straße und dem Hoop. Die Belegungszahl schwankte zwischen 55 und 85. Sie waren den Schikanen eines – eigentlich gar nicht für das Lager zuständigen – SS-Mannes ausgeliefert. Aus dem Lager sind Fluchtversuche überliefert. In der Erntesaison mussten die Frauen zudem in der umliegenden Landwirtschaft aushelfen, so in Lütgenade (Bevern).

Weitere, meist einzeln in Handwerksbetrieben beschäftigte Ausländer wurden direkt beim jeweiligen ‚Arbeitgeber’ untergebracht. Zu nennen sind hier beispielsweise eine Bäckerei in der Neuen Straße, ein Maler in der Langen Reihe und eine Werkstatt im Pikenhagen sowie eine Schneiderei in der Heißen Straße.

Auf dem Gelände der Ziegelei am Ende der Deenser Straße befand sich linkerhand zudem ein polnisches Zivilarbeiterlager. Ob es sich um ein betriebseigenes oder um ein Gemeinschaftslager handelte, ist nicht bekannt. Das Gebäude wird heute als Wohnhaus genutzt.

Die bereits erwähnte Lohmühle im Hooptal wurde nach der Umsiedlung der Belgier im Herbst 1943 zu einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager umfunktioniert. Die 60-80 Gefangenen wurden einerseits in den Steinbrüchen des Gipswerkes Dr. Würth beschäftigt, andererseits beim Staatlichen Forstamt Stadtoldendorf. Abgesehen von einer mangelhaften Ernährung waren die Bedingungen vergleichsweise erträglich. Das ehemalige Mühlengebäude wurde in den 1970er Jahren von der Stadt gekauft und abgerissen.

Forst und Landwirtschaft

In der Forst- und Landwirtschaft in Stadtoldendorf waren weitere Ausländer eingesetzt. Sie lebten im sogenannten Waldlager „25 Eichen“ (ca. 20 Slowaken) und auf dem Gut Giesenberg. Ob es sich um zivile Arbeiter oder Kriegsgefangene handelte, ist nicht bekannt. Noch im März 1945 wurde außerdem beim Forstamt Schießhaus das Außenkommando eines Lagers in Lehrte angesiedelt. Untergebracht waren die 21 slowakischen Gefangenen in einer Baracke bei der Revierförsterei Schorborn. Sie wurden im Wald beschäftigt und sollen sich kurz vor Kriegsende Mitte April in Richtung Kassel abgesetzt haben.

Auf Höfen in Arholzen wurden während des Krieges u.a. Kriegsgefangene aus dem Lager in Negenborn (Bevern) eingesetzt. Auch die ausländischen Zivilarbeiter in der Ortschaft Deensen mussten während des Krieges hauptsächlich in der Landwirtschaft arbeiten. Untergebracht waren sie bei ihrem jeweiligen ‚Arbeitgeber’. Im Einzelnen handelte es sich in den Jahren 1943 bis 1945 um insgesamt 16 „Ostarbeiter“, darunter eine Frau mit fünf Kindern (bei handelte es sich wohl aber um „Volksdeutsche“), ab 1941 bzw. 1942 zwei Polen, ab 1944 ein Italiener und im Frühjahr 1945 kurzfristig zwei Belgier. Darüber hinaus lebten im Dorf zwei russische Familien, bei denen es sich ebenfalls um „Volksdeutsche“ handelte. Zusätzlich arbeiteten am Kriegsende noch rund 30-40 Letten und Litauer im Sägewerk Henze.

Öffentlicher Sektor

Ein weiterer ‚Arbeitgeber’ war die Bahnmeisterei der Reichsbahn in Stadtoldendorf. Sie beschäftigte 40-50 „Ostarbeiterinnen“ u.a. zum Schneeschippen und bei Verladearbeiten. Untergebracht waren die Frauen in einem Lager am Rande des Güterbahnhofs.

Über das serbische Kriegsgefangenenlager in Wangelnstedt sind keine genaueren Angaben bekannt.

Schwer kranke Ausländer aus der Region wurden nach Holzminden in das dortige Krankenhaus gebracht, wo viele starben; zumeist waren dies sowjetische, häufig auch polnische Arbeiter. In Stadtoldendorf, Deensen und Arholzen starben offiziell insgesamt 12 Ausländer, die Hälfte waren Kinder. Mindestens zwei ZwangsarbeiterInnen wurden zudem aus Gründen wie unerlaubtes Verlassen des Arbeitsplatzes in ein Zuchthaus bzw. KZ überstellt.

 

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