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Bovenden

Jüdisches Leben und Verfolgung

Seit 1435 lebten einzelne Juden vorübergehend im Ort Bovenden, seit dem 17. Jahrhundert bestand hier eine wachsende jüdische Gemeinde, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich die größte in Südniedersachsen sein sollte. In den benachbarten, heute zum Flecken gehörenden Orten ließen sich im 17. / 18. Jahrhundert ebenfalls vereinzelt jüdische Familien nieder, dauerhaft jedoch nur seit Beginn des 19. Jahrhunderts im benachbarten Angerstein (Nörten); sie waren an die Gemeinde Bovenden angeschlossen.

Spätestens um 1680 wurde ein Friedhof am Lohberg angelegt, eine erste Synagoge existierte spätestens seit 1711. Um 1810 befand sich die Synagogengebäude in einem Hintergebäude der Breiten Straße 19. Im 19. Jahrhundert gab es zudem eine jüdische Volksschule, die jedoch 1909 aufgrund zu weniger Schüler schließen musste. Da sich die Gemeinde aufgrund von Abwanderungen in größere Städte inzwischen stark dezimiert hatte, wurde das Synagogengebäude 1922 wieder verkauft. Die jüdischen Einwohner wandten sich seither der Gemeinde in Göttingen zu. Das Haus in der Unteren Straße, in dem sich die Mikwe befand, war bereits 1845 abgerissen worden.

Zu Beginn der NS-Herrschaft gab es zwei jüdische Haushalte in Bovenden, von denen die Familie Eichenberg 1931 aus Adelebsen hinzugezogen war. Am 10. November 1938 wurden im Zuge des im Ort vergleichweise ruhig verlaufenden Novemberpogroms – denn die Synagoge war bereits verkauft und die jüdischen Geschäfte aufgegeben – die männlichen Juden Bovendens für einige Tage im Gefängnis Reinhausen inhaftiert. Zu einer ersten Friedhofsschändung war es bereits 1837 gekommen, weitere folgten in den 1920er Jahren, 1937 sowie nach 1940. Der während des Nationalsozialismus als einziger im Ort verstorbene Jude, Artur Sachse, wurde 1941 in Göttingen beigesetzt, um seine Grabstelle nicht ebenfalls dieser Gefahr auszusetzen. Sachse und drei weitere ältere Juden waren 1939/40 aus anderen Orten der Region in die Wilhelmstraße zur Familie Lilienthal / Jacobs gezogen. Die Familie Eichenberg zog 1939 aus Bovenden fort. Auch das Textil- und Manufakturgeschäft von Julius Jacobs lief aufgrund des offiziellen Boykotts jüdischer Geschäfte sehr schlecht, so dass er bereits ab 1936 durch Fabrikarbeit hinzuverdienen musste. Nach dem totalen Berufsverbot für Juden im Oktober 1941 wurde Jacobs zwangsweise für einen sehr geringen Lohn zur Arbeit in einer sogenannten „Judenkolonne“ in derselben Fabrik eingesetzt. Eine Emigration ins Ausland war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, außerdem fehlte das Geld hierzu. Die Deportation von sechs der noch verbliebenen sieben jüdischen Einwohner erfolgte im Zuge der ersten südniedersachsenweiten Deportation im März 1942; die Familie Jacobs wurde in das Warschauer Ghetto transportiert, zwei ältere Frauen zunächst in das „Jüdische Altersheim“ in der Göttinger Weender Landstrasse 26. Sie wurden zusammen mit dem noch in Bovenden verbliebenen Juden Max Lilienthal im Juli 1942 über das Sammellager Ahlem (Hannover) nach Theresienstadt deportiert.

Als einziger der aus Bovenden Deportierten überlebte Max Lilienthal. Er kehrte nach Kriegsende zurück und engagierte sich in der wieder bestehenden Synagogengemeinde Göttingens, deren Vorsteher er 1956 wurde. Das ehemalige Synagogengebäude in Bovenden wurde um 1960 abgerissen.

 

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