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Bodenfelde

Politischer Widerstand und Verfolgung

Durch massiven Druck vonseiten der NSDAP war ab 1933 ein aktiver politischer Widerstand nicht mehr möglich. Auch die zuvor arbeitspolitisch stark engagierten (aber dennoch obrigkeitstreuen) HIAG-Arbeiter in Bodenfelde fügten sich, um nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Diese eher passive Haltung im Ort bedeutete, dass tätliche Übergriffe von der Mehrzahl der Einwohner zwar nicht mitgetragen, aber eben auch nicht verhindert wurden – wer nicht Mitglied der NSDAP war, lief Gefahr, verprügelt zu werden. So wurde auch ein ehemaliger KPD-Anhänger, der im Ort beliebt war, aber bei einer Volksabstimmung mit „nein“ stimmte, von SA- und SS-Männern zusammengeschlagen.

Jüdisches Leben und Verfolgung

Spätestens für das Jahr 1689 ist in Bodenfelde die Niederlassung einer jüdischen Familie belegt. Auch im Amt Nienover mit den Glasmacherorten Amelith und Polier sowie in Wahmbeck lebten in der Folgezeit einige Juden.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Bodenfelde ein eigener (Religions-) Lehrer eingestellt. Der Ort war zu jenem Zeitpunkt aktives Zentrum des jüdischen Lebens in der Region. Eine Synagoge konnte im Jahr 1825 auf dem Grundstück hinter dem Haus des Kaufmannes Freudenthal in der Mühlenstraße 24 eingeweiht werden. 18 Jahre später wurde sie zum Mittelpunkt des neu gegründeten Synagogenverbandes Bodenfelde – Uslar – Lippoldsberg. Am Kahlberg war 1820 ein Gemeindefriedhof angelegt worden. Das rituelle Bad (Mikwe) sowie eine Elementarschule des Verbandes befanden sich nach 1855 am Salzkotten 7. Durch Abwanderungen vor allem in die nächste größere Stadt Uslar verkleinerte sich die jüdische Gemeinde Bodenfeldes Ende des 19. Jahrhunderts jedoch.

Die Synagoge in Bodenfelde 2004, vor ihrer Translozierung nach Göttingen.

Im Jahr 1933 lebten fünf jüdische Familien in Bodenfelde. Aufgrund des reichsweit angeordneten Boykotts jüdischer Geschäfte im April 1933 und alltäglicher Schikanen musste die Mehrzahl der jüdischen Geschäfte bis 1937 aufgeben werden. Obgleich einige nicht-jüdische Kunden nach Einbruch der Dunkelheit auch weiter bei jüdischen Kaufleuten einkauften, konnten sich die Unternehmen nicht mehr halten. Da schließlich nur noch wenige Juden in Bodenfelde lebten, wurde die Synagogengemeinde im Juni 1937 aufgelöst. Die Synagoge selbst war von ihrem letzten Vorsteher Freudenthal kurz zuvor an den Besitzer des Vorderhauses, den Schuhmacher Wiechers, verkauft worden. Dieser nutzte das Gebäude fortan als Lagerschuppen.

Dennoch wurde nach dem sogenannten Novemberpogrom am 11. November 1938 versucht, das Gebäude anzuzünden, was von Wiechers aber verhindert werden konnte. Direkt davor hatten SA-Männer bereits versucht, das Haus der noch im Ort verbliebenen jüdischen Geschwister Rosa und Moses Kahlberg in der Querstraße 1 anzuzünden. Durch den Hinweis, dass dadurch die umliegenden Gebäude in Mitleidenschaft gezogen würden, hatten Nachbarn sie jedoch auch hiervon abgehalten können. Im September des darauffolgenden Jahres 1939 verwüstete die SA jedoch den jüdischen Friedhof am Kahlberg und beschädigte dabei zahlreiche Grabsteine.

Am 20. Juli 1942 wurden die Geschwister Kahlberg verhaftet und anschließend zusammen mit zahlreichen anderen jüdischen Personen aus der Region Südniedersachsen mit einem Sonderzug in das KZ Theresienstadt und nach Minsk gebracht, wo sie ums Leben kamen. Mit ihrer Deportation endete das jüdische Leben in Bodenfelde. Andere durch Verfolgung bedrohte Bewohner hatten zuvor rechtzeitig emigrieren können. Insgesamt fanden in diesen Jahren 24 (zumeist nach 1933 in andere Städte des Reiches verzogene) jüdische Bewohner Bodenfeldes den Tod: 20 in Konzentrationslagern, vier durch vorherigen Freitod.

Nach ihrer Restauration und Translozierung wurde die alte Synagoge Bodenfeldes im November 2008 in der Angerstraße in Göttingen neu eingeweiht. Sie steht dort im Hinterhof des Gemeindehauses der seit 1994 wieder bestehenden Jüdischen Gemeinde.

... und zahlreiche andere Beispiele

Weil im Bodenfelder Betrieb des Schusters Wiegand nach Dienstschluss ausländische Radiosender gehört wurden, wurde dieser diffamiert und festgenommen.

 

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