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Bad Lauterberg im Harz

SS-Baubrigade

Den Auftrag für den Bau der Helmetalbahn hatte die Mittelwerk GmbH aus Halle der Deutschen Reichsbahn erteilt, mit der Bauausführung wurden die Firma Berger aus Berlin sowie die III. und IV. SS-Baubrigade betraut. Ein in diesem Zusammenhang errichtetes Außenlager der SS-Baubrigade III mit 300 Häftlingen befand sich ab Juli 1944 in einer ehemaligen Ziegeleigrube in Osterhagen, abgetrennt durch einen Stacheldrahtzaun und Wachtürme. Die Lager der SS-Baubrigaden im Harz waren zunächst formal dem KZ Buchenwald unterstellt, ab Sommer/Herbst des Jahres dem selbständig gewordenen KZ Mittelbau-Dora und ab Januar 1945 dem KZ Sachsenhausen.

Grundriss des Außenlagers Osterhagen, III. SS-Baubrigade (Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion / KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora)

Von den vier Lagern der Baubrigade III war jenes in Osterhagen das gefürchtetste: „Die anderen drehten sich nach uns um und machten ihre Bemerkungen über unseren körperlichen Zustand und den Zustand unserer Kleidung. Manchmal hoben sie ihre Schultern, wie um uns zu fragen. Wir sagten nur: ‚Osterhagen’. Damit war unsere Situation schon erklärt.“ (1) Der ehemalige Häftling Aimé Bonifas berichtet: „Wir stürzen uns auf alles, was auch nur einigermaßen eßbar aussieht: auf Gras, Wurzeln, Rüben- oder Kartoffelschalen. [...] man würde Steine essen, wenn sie nicht so hart wären.“ (2) Bei ihrer Arbeit waren die Häftlinge auch für die lokale Bevölkerung deutlich sichtbar; sie verrichteten Gleisbauarbeiten. Im Januar / Februar 1945 mussten die Häftlinge in Niedersachswerfen (Thüringen) Steine abladen und wurden hierzu täglich per Zug vom 20 km entfernten Osterhagen hin- und zurück transportiert.

Am 6. April 1945 wurden die Häftlinge der drei Außenlager im Stammlager der SS-Baubrigade III in Wieda (Walkenried) zusammengezogen. Durch den Zusammenbruch überbelegter Etagenbetten starben in dieser Nacht sechs Häftlinge. Am nächsten Tag wurden die insgesamt 1.135 Personen ‚evakuiert’ – 335 Gehunfähige per Bahn, die übrigen zu Fuß zunächst auf einem sogenannten Todesmarsch durch die Harzregion über Braunlage nach Wernigerode (Sachsen-Anhalt). Nicht alle überlebten die Strapazen, viele wurden unterwegs ermordet oder starben an Erschöpfung. „Auch an diesem Tag gab es nichts zu essen und wir fraßen Gräser wie Tiere.“ (3) In Wernigerode wurden die Häftlinge in Güterwagen verladen und mit Zwischenstop in Magdeburg nach Letzlingen gebracht. Hier konnten mehrere fliehen; die Mehrzahl aber musste nach Gardelegen weitermarschieren. Bei einem dortigen Massaker in der Isenschnibber Scheune wurden zahlreiche von ihnen – zusammen mit Häftlingen aus anderen KZ-Lagern waren es mehr als 1.000 – lebendig verbrannt. Eine zweite Marschkolonne ging von Letzlingen weiter bis Tremmen (Brandenburg). Insgesamt überlebte nur ca. 2/3 der Häftlinge die ‚Evakuierung’ der III. SS-Baubrigade.

Die Helmetalbahn war zum Kriegsende fast fertiggebaut worden, ein Zug fuhr hier jedoch nie. Ab 1946 wurden die Schienen wieder zurückgebaut. Der Bahndamm ist noch zu sehen, wenn auch zugewachsen; er verläuft heute durch mehrere Privatgrundstücke.

(1) Der ehemalige KZ-Häftling Orset in seinem Bericht zum Krankenlager in Mittelbau-Dora, zitiert nach: Vladi, Dipl.-Geol. Firouz: Stammlager Wieda der III. SS-Baubrigade und der Todesmarsch, in: www.spurensucheharz.de/wieda.html.
(2) So der ehem. Häftling Aimé Bonifas, zitiert nach: Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion: Das Lager Osterhagen, in: www.spurensucheharz.de/osterhagen.html.
(3) Albert van Dijk, zitiert nach: Vladi, Dipl.-Geol. Firouz: Stammlager Wieda der III. SS-Baubrigade und der Todesmarsch, in: www.spurensucheharz.de/wieda.html.

 

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