Bad Gandersheim
Hintergrundinformationen - Bad Gandersheim um 1933
Bad Gandersheim hatte um 1933 rund 2.800 Einwohner, die Stadt
war geprägt durch kleine Handwerksbetriebe und Einzelhandelsgeschäfte.
Industrie spielte kaum eine Rolle, dennoch bildete die SPD seit
Ende des 19. Jhds. eine wichtige politische Kraft in der Stadt.
Die wirtschaftliche Lage der Stadt war schlecht, die Infrastruktur
entsprechend schwach. Schon 1930 lagen die Wahlergebnisse der
NSDAP weit über dem Reichsdurchschnitt, 1932 bekam sie
über 50% der Stimmen.
Auf eine mit dem Nationalsozialismus verbundenen Hoffnungen
auf bessere Zeiten und ein immer dominierenderes Auftreten der
NSDAP-Gefolgsleute verweisen viele Details. So wurde von 1932
bis 1934 die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Adolf
Hitler betrieben, schon im Frühjahr 1933 gab es Straßenumbenennungen,
und im Juni führte Bad Gandersheim bereits das Hakenkreuz im Poststempel. Das traditionsreiche
Gandersheimer Kreisblatt, 1833 als "Wochenblatt des Kreises
Gandersheim" gegründet, stellte sich schnell auf die neuen
politischen Verhältnisse ein.
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Die
damals
in Adolf-Hitler-Straße
umbenannte
Moritzstrasse (Ausschnitt). Fotopostkarte,
gestempelt
10.06.1933.
(Bildarchiv
Anne-Katrin
Race.
Originalpostkarte:
Privatbesitz)
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Im März 1933 wurde der beliebte und 1932 für eine
zweite Amtszeit bestätigte Bürgermeister Fritz Homann
durch NSDAP-nahe Kräfte aus dem Amt gedrängt und der
Stadtrat schrittweise entmachtet. Die Geschäfte übernahm
mit Albert Schneider ein NSDAP-Mitglied.
Auch das Kurbad Gandersheim - den Titel "Bad" hatte die Stadt
1932 erhalten - litt unter der schwierigen Wirtschaftslage.
Im Juni 1933 warb der kommissarische Bürgermeister Schneider
deshalb mit einem reichsweiten Rundschreiben an die Ortsgruppenleiter
der NSDAP für das "judenfreie" nationalsozialistische Bad
Gandersheim.
Eine Reihe von Maßnahmen sollte die Akzeptanz für
die NS-Politik in der Gandersheimer Bevölkerung zu sichern
und nach außen den Charakter eines "nationalsozialistischen
Musterstädchens" untermauern: 1933/1934 der Ausbau der
Kuranlagen mit dem Osterbergsee im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,
1935 die Einrichtung der Gandersheimer Flachsröste als
Teil der "Erzeugungsschlacht" und 1936/1938 die Gründung
der reichsweit bekannten und als Modellprojekt gehandelten Nationalsozialistischen
Kraftfahrkorps (NSKK) Motorsportschule.
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