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Adelebsen

Jüdisches Leben und Verfolgung

Nachweislich ließen sich Juden ab 1675 in Adelebsen nieder, um 1820 machten sie zwischenzeitlich zehn Prozent der Einwohnerschaft aus. Bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts verfügte die Gemeinde über einen Friedhof am „Judenberg“. 1836 erwarb sie ein eigenes Lehrhaus in der Langen Straße 15 und errichtete in dessen Hof eine Synagoge. Eine gemeinschaftliche Mikwe (jüdisches Frauenbad) folgte um 1855, indem eine private der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Auch die einzige jüdische Familie Lödingsens gehörte der Gemeinde an. Eine eigene Gemeinde mit angemietetem Betsaal existierte zu Beginn des 19. Jahrhundert zudem in Barterode; an diese waren auch die jüdischen Einwohner Güntersens angeschlossen. Im Jahr 1861 wurde die Synagogengemeinde jedoch wieder aufgelöst, nachdem sich die jüdischen Familien aus Barterode bereits der jüdischen Gemeinde Dransfeld angeschlossen hatten und jene aus Güntersen der Gemeinde in Adelebsen.

Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts waren jüdische Personen auch im politischen Leben Adelebsens aktiv und insofern gut integriert – als Bürgervorsteher, Mitglied im Samtgemeinde-Ausschuss und Schiedsmann des Fleckens. Dennoch, vor dem Hintergrund der späteren Reichstagswahlergebnisse verwundert es kaum, dass bereits im April 1929 der jüdische Friedhof geschändet wurde.

Zu Beginn des Jahres 1933 lebten rund 30 Juden in Adelebsen. Sie litten bald unter der gesellschaftlichen Diskriminierung und Isolation sowie unter dem Boykott ihrer Geschäfte. Bereits bis 1935 zogen aus diesen Gründen sieben Familien fort. Dass die Textilfirmen Rothschild und Dannemann im Jahr 1936 kaum noch Einkünfte hatten, wurde zum Vorwand genommen, sie entgegen dem eigenen Willen aufzulösen. Ab 1941 mussten zwei jüdische Einwohner Zwangsarbeit im Straßenbau leisten, eine normale – freiwillige und fair bezahlte – Arbeit war ihnen mittlerweile laut Gesetz nicht mehr erlaubt. Noch im Frühjahr 1938 wurden zwei SS-Männer gefasst und bestraft, da sie vorhatten, die Synagoge zu plündern. Dies verwundert geradezu, bedenkt man, dass die Pogromnacht im November 1938 auch die jüdischen Einwohner Adelebsens in aller Härte traf. Vermutlich hatten hier schlicht ‚wilde Alleingänge’ verhindert werden sollen. In der Nacht auf den 10. November zündeten SS-Mitglieder aus dem Ort und aus Göttingen die Synagoge an, trieben die Erwachsenen im Ratskeller zusammen und schreckten nicht vor Misshandlungen zurück. Auch ein nicht-jüdischer Bauer wurde dort aufgrund seiner jüdischen Geschäftsbeziehungen misshandelt. Während die Frauen tags darauf wieder nach Hause zurückkehren konnten, wurden ihre Männer für die nächsten Tage im Hildesheimer Gefängnis in „Schutzhaft“ genommen.

Im Jahr 1942 endete das jüdische Leben in Adelebsen durch zwei Deportationen, die zeitgleich in der gesamten südniedersächsischen Umgebung durchgeführt wurden: Am 25. März wurden sechs Personen, darunter die Familie Schaumberg und die Brüder Jacobi, in einem zusätzlich angehängten Wagen per Zug zunächst nach Göttingen und von dort Richtung Osten gebracht. Die noch verbliebenen, älteren sieben jüdischen Einwohner Adelebsens wurden am 21. Juli über Ahlem (Hannover) nach Theresienstadt deportiert.

Zwar befanden sich während des Krieges erneut rund 100 jüdische Personen im Raum Adelebsen, jedoch handelte es sich um französische Zwangsarbeiter, die im Steinbruch auf der Bramburg leben und arbeiten mussten.

Von den einstigen jüdischen Einwohnern der Stadt kehrte einzig Noa Rothschildt zurück nach Adelebsen. 1946 trafen aus Schlesien 39 Juden unterschiedlicher Herkunft ein, aus Konzentrationslagern sowie sowjetischen Internierungslagern. Drei von ihnen blieben in Adelebsen wohnen, unter ihnen Ernst Engwicht, der anschließend bis 1956 Vorsitzender der einzigen südniedersächsischen Synagogengemeinde in Göttingen war.

... und zahlreiche weitere Beispiele.

Da er in einem Telefongespräch am 8. April 1945 erwähnte, ein Flak-Geschütz bei Emmenhausen (Bovenden) gesehen zu haben, wurde August Klinge aus Erbsen wegen „Spionage“-Vorwurfs von der SS – die das Gespräch mitgehört hatten – festgenommen und in Hettensen (Landkreis Northeim) hinter einer Scheune im Graseweg erschossen. Zunächst notdürftig an Ort und Stelle begraben, wurde er kurze Zeit später nach Erbsen überführt.

 

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