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Bad Sachsa

SS-Baubrigade

Ab Herbst 1944 wurden Arbeiten für den Bau der Helmetalbahn auf der Strecke zwischen Osterhagen und Nordhausen durchgeführt, damit die ursprüngliche Strecke künftig allein für Rüstungszwecke zur Verfügung stehen konnte. Den Bauauftrag erteilte die Mittelwerk GmbH aus Halle, mit der Bauausführung wurden von der Reichsbahn die Fa. Berger aus Berlin-Lichterfelde und die III. und IV. SS-Baubrigade betraut. Ein entsprechendes Außenlager der SS-Baubrigade III befand sich ab Juni 1944 an der heutigen B 243 (am Steina-Ufer) in Nüxei. Die Lager der SS-Baubrigaden im Harz waren zunächst formal dem KZ Buchenwald unterstellt, ab Sommer / Herbst des Jahres dem KZ Mittelbau-Dora und ab Januar 1945 dem KZ Sachsenhausen.

Die in Nüxei internierten 300 Häftlinge stammten hauptsächlich aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Polen und Russland. Zunächst waren sie in einer beschlagnahmten Scheune des Landwirts Walter untergebracht, später in zwei umzäunten Baracken am Steina-Ufer. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren unmenschlich: „[N]aß bis auf die Knochen, steif vom Matsch [...] und kein Ofen um sich zu wärmen: die nassen Sachen mußten auf dem eigenen Körper während der Nachtruhe trocknen. Vor Kälte aber konnten wir nicht schlafen. Decken hatten wir schon längst nicht mehr, sie waren für russische Strümpfe – Fußlappen – aufgebraucht worden...“ (1)

Am 6. April 1945 wurden die Häftlinge der drei Außenlager Nüxei, Osterhagen (Bad Lauterberg) und Mackenrode (Thüringen) im Stammlager Wieda (Walkenried) zusammengezogen. Durch den Zusammenbruch der überbelegten Etagenbetten starben sechs Häftlinge. Am nächsten Tag wurden die insgesamt 1.135 Personen ‚evakuiert’, 335 Gehunfähige per Bahn und die übrigen 800 zu Fuß auf einem sogenannten Todesmarsch über Braunlage (Landkreis Goslar) nach Wernigerode (Sachsen-Anhalt). Nicht alle überlebten die Strapazen, mehrere wurden unterwegs ermordet oder starben an Erschöpfung. „Auch an diesem Tag gab es nichts zu essen und wir fraßen Gräser wie Tiere.“ (2)  In Wernigerode wurden die Häftlinge in Güterwagen verladen und nach Letzlingen gebracht. Die Mehrzahl aber musste nach Gardelegen weitermarschieren musste. Bei einem dortigen Massaker in der Isenschnibber Scheune wurden zahlreiche von ihnen verbrannt. Insgesamt überlebte nur rund zwei Drittel der Häftlinge die ‚Evakuierung’ der III. SS-Baubrigade.

Die Helmetalbahn war zum Kriegsende bis auf einen Kilometer fertiggebaut worden, ein Zug fuhr hier jedoch nie. Ab 1946 wurde das Oberbaumaterial wie die Schienen wieder zurückgebaut. Der Bahndamm ist auch heute noch zu sehen, ist allerdings zugewachsen und verläuft durch mehrere Privatgrundstücke. Das Gelände des ehem. Lagers in Nüxei ist heute eine Wiesenfläche.

Ein vergleichsweise kleines Arbeitslager mit 28 Häftlingen, das formal zum Komplex Mittelbau bei Nordhausen (Thüringen) gehört, bestand zudem ab Februar 1945 im ehemaligen Lohoffschen Gipssteinbruch in Tettenborn, in dem zuvor schon sowjetische Kriegsgefangene untergebracht worden waren. Nur wenig ist hierüber bekannt, vermutlich handelt es sich um ein Unterkommando des Lagers der SS-Baubrigade III Mackenrode (Thüringen). Die Häftlinge wurden wohl bei der Verladung von Raketen am Bahnhof Tettenborn sowie im Rahmen der III. SS-Baubrigade beim Bau der Helmetalbahn eingesetzt. Am 5. April 1945 wurden die Häftlinge ‚evakuiert’ und mit einem im KZ Mittelbau-Dora gestarteten Zug nach Bergen-Belsen transportiert, wo sie am 15. April befreit werden konnten.

(1)   So der ehem. Häftling Albert van Dijk, zitiert nach: Vladi, Dipl.-Geol. Firouz: Stammlager Wieda der III. SS-Baubrigade und der Todesmarsch, in: www.spurensucheharz.de/wieda.html.
(2)   Albert van Dijk, zitiert nach: Vladi, Dipl.-Geol. Firouz: Stammlager Wieda der III. SS-Baubrigade und der Todesmarsch, in: www.spurensucheharz.de/wieda.html.

 

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